Veröffentlichung von “Raum für Ideen? Zeit zum Spiel! Zum Sinn eines unbefangeneren Umgangs mit der ‘klassischen’ Musik Indiens”

Der Vortrag mit dem Titel “Raum für Ideen? Zeit zum Spiel! Zum Sinn eines unbefangeneren Umgangs mit der ‘klassischen’ Musik Indiens” von Ludwig Pesch wurde in Über Europa hinaus – Indiens Kultur und Philosophie: Disputationes 2015 veröffentlicht. ISBN: 978-3-7065-5522-7
Umfang: 152 Seiten (kartoniert, durchgehend vierfarbig mit zahlreichen Fotos) und ist beim Studienverlag Innsbruck  erhältlich.

Mit Beiträgen von Bettina Bäumer, Heidrun Brückner, Erhard Busek, Veena Kade-Luthra, Karl-Josef Kuschel, Ludwig Pesch, Helga Rabl-Stadler, Claudia Schmidt-Hahn, Walter Slaje, Alarmél Valli, Michael von Brück und Annette Wilke.

Informationen über diese Veröffentlichung und alle hier genannten Autoren finden Sie auch auf Worldcat.org >>

Angaben aus der Verlagsmeldung:

MYTHOS INDIEN
Künstler, Religionswissenschaftler und Indologen begeben sich auf die Suche nach der indischen Spiritualität und ihrer Ausprägungen in Kunst und Kultur, erklären Kunstformen und Rituale und gehen der Frage nach, warum die Vielfalt der indischen Mystik und Ästhetik den Westen seit jeher fasziniert.

Der Bogen spannt sich von der wissenschaftlichen Abhandlung bis hin zum persönlichen Erfahrungsbericht der indischen Tänzerin Alarmél Valli, die ihren Körper als “tanzenden Tempel” versteht. Neben Erläuterungen zur Gestensprache hinduistischer Epen wird die spannungsvolle Wechselbeziehung von Musik, Religion und Lebensphilosophien beleuchtet und ermöglicht einen facettenreichen Einblick in Indiens Kultur und Philosophie. Literarisch wird die Annäherung an den Mythos Indien durch Texte von Stefan Zweig, Hermann Hesse, aber auch von Nietzsche und Beethoven, gewagt, die alle den Mythos Indien mit seiner spirituellen Vielfalt zum Inhalt haben.

Dieser Sammelband umfasst die Vorträge, die während der Disputationes im Rahmen der Ouverture spirituelle der Salzburger Festspiele 2015 gehalten wurden. Diese Disputationes wurden vom Herbert-Batliner-Europainstitut in Kooperation mit den Salzburger Festspielen ins Leben gerufen, um den spirituellen Prolog der Salzburger Festspiele mit Diskussionen und wissenschaftlichen Erörterungen zu bereichern und zur Reflektion über interkulturelle und interreligiöse Themen anzuregen.

Zugriff: 27-2-16

Die Bambusquerflöte

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Text: Ludwig Pesch | Art: Arun V.C.

Mythen, Abbildungen und eine Abhandlung über das Musiktheater aus der indischen Antike vermitteln einen Eindruck von der Beliebtheit der Flöte. So wissen wir, dass sie schon lange als vollwertiges Musikinstrument eingesetzt wird. Je nach Region wird sie anders bezeichnet, beispielsweise als Kuzhal im tamilischen Süden (“zh” wie englisches “r” in “write”); und als Bānsurī im Norden Indiens. In Gedichten, Liedern, Tänzen und Filmen finden sich auch Bezeichnungen wie Vēnu und Muralī, womit zugleich auf Krishna, den ‘dunkelhäutigen’ Hirten und Flötenspieler, verwiesen wird.

Manche Sanskrit- und Tamil-Dichtungen legen eine Symbiose nahe, die wohl immer wieder aufs Neue entsteht: sie erzählen von Hummeln, die ihre Nester im Bambusdickicht bauen. Der Bergwind bringt später die Halme zum Klingen, einer Äolsharfe gleich, zur Freude himmlischer Wesen. Interessanterweise entsprechen solche Löcher tatsächlich denen heutiger Bambusflöten.

Die fein abgestuften Melodien vieler Vogelarten inspirieren naturverbundene Menschen zum Verfeinern ihres Flötenspiels.

So überrascht es kaum, dass Pannalal Ghosh, der Pionier der hindustanischen Flötenmusik, in seiner Jugend von Musikern des nordöstlichen Santal-Volks beeinflusst wurde.

Bei Rabindranath Tagore (1861-1941), dessen Santiniketan genannte Schule inmitten von Santal-Dörfern liegt, begegnen wir dem Unendlichen Wesen als Flötenspieler: Die ‘Musik der Schönheit und Liebe’ lockt uns aus der selbstbezogenen Beschränkung heraus.*

Hier stellt sich der Dichter, Pädagoge und einflussreiche Gelehrte in eine lange Tradition, die sprachliche und religiöse Barrieren mit Hilfe der Musik zu überwinden sucht. So lässt er uns die Rolle der Bambusflöte als “demokratischstes” aller Musikinstrumente erahnen.

* Quelle: ‘Meine Erinnerungen an Einstein’ (1931)
in Das Goldene Boot, Winkler Weltliteratur, Blaue Reihe (2005)


L Pesch flute

Ludwig Pesch spezialisierte sich auf die südindische Bambusquerflöte, als er am  Kalakshetra College bei Ramachandra Shastry studierte. Gemeinsam mit ihm konzertierte er bei zahlreichen Anlässen. Für deutsche Universitäten entwickelte er e-Learning Kursangebote für Teilnehmer aus der ganzen Welt.

In Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Bern (HKB) erforschte er den gemeinsamen Nenner, welcher der Lehr-, Aufführungs- und Interpretationspraxis Südindiens zugrunde liegt: Sam, Sammlung, Zusammen! Stimmen und Hände im Umfeld des traditionellen indischen (Tanz-) Theaters.

Er hat ein Handbuch verfasst (The Oxford Illustrated Companion to South Indian Classical Music) und arbeitet an Programmen, die Elemente aus der indischen Musik dem pädagogischen Alltag erschließen.